Chronische Schmerzen im Kindes- und Jugendalter sind häufig und betreffen aktuell ca. 37% aller Kinder und Jugendlichen. Wenn Schmerzen über mehrere Monate dauerhaft oder wiederkehrend auftreten, ohne dass ein relevanter organischer Befund erhoben werden kann, spricht man von einer „Chronischen Schmerzstörung“ oder einem „Schmerzverstärkungssyndrom“.
In Zusammenarbeit mit den Oberärzten Hr. Dr. Berendes (Rheumatologie) und Hr. Dr. Raber (Anästhesie, Schmerzmedizin) am Kinderkrankenhaus betreuen wir am Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) Kinder und Jugendliche mit Muskel-, Gelenk- und Rückenschmerzen, Kopfschmerzen auch Bauchschmerzen, chronischen Schmerzen infolge von organischen Erkrankungen oder Unfällen und dem sogenannten komplex-regionalen Schmerzsyndrom (CRPS). Dies ist eine Sonderform der chronischen Schmerzerkrankung, bei der meist kleinere, aber auch schwere Verletzungen Auslöser für starke Schmerzen sind, so dass bereits eine Berührung oder ein Luftfächeln im betroffenen Körperbereich (z.B. Fuß/ Hand) als unerträglich empfunden werden.
Wie es genau zu den chronischen Schmerzen kommt, ist noch nicht sicher erforscht. Allerdings zeigen Studien, dass definitiv Schmerzen im Gehirn gemeldet und verarbeitet werden, d.h. die Patienten simulieren nicht, der Schmerz existiert!
Diagnostik und Therapie:
In einem multidisziplinären Schmerzteam kümmern sich Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Sozialpädagogen um eine ausführliche Diagnostik und anschließende Therapieplanung. Von großer Bedeutung ist hierbei für uns eine biopsychosoziale Betrachtungsweise, da sowohl körperliche als auch psychosoziale Faktoren in der Schmerzentstehung und –aufrechterhaltung eine Rolle spielen. So individuell und vielschichtig wie die Erkrankung selbst ist also auch das Therapiekonzept.
Es stehen uns folgende diagnostische und therapeutische Einheiten zur Verfügung, um betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien auf dem Weg zur Schmerzbewältigung und wieder uneingeschränkter Aktivität im täglichen Leben zu begleiten:
- Ärztliche Seite: Evaluation des bisherigen Krankheitsverlaufs, körperliche, laborchemische und sonographische Untersuchung zur Abklärung von Differenzialdiagnosen und ggf. facharztspezifischen Therapien, z.B. medikamentös, Transkutane Elektrische Nerven-Stimulation „TENS“
- Psychologie: Diagnostik möglicher Wechselbeziehungen zwischen der Schmerzerkrankung und dysfunktionalen Verhaltensweisen in Familie, Schule und Peergroup, Erfassung emotionaler Einflussfaktoren, dysfunktionaler Kognitionen, Verhaltensweisen und Copingstrategien im Umgang mit der Erkrankung sowie Abklärung komorbider psychischer Belastungen; Therapeutische Angebote: Einzelpsychotherapie und Systemische Familientherapie
- Ergotherapie: Diagnostik und Therapie des Bewegungsapparates (v.a. der oberen Extremitäten), Arbeitsplatzgestaltung, Schreibberatung, Ergonomie, thermische Anwendungen, Handtherapie, Biofeedback, Wahrnehmungsschulung, Kinesiotaping, Spiegeltherapie, Craniosacrale Therapie, verlinken mit Ergotherapie
- Physiotherapie: Diagnostik und Therapie des Bewegungsapparates (v.a. der Wirbelsäule und unteren Extremitäten), Gleichgewichtstraining, Ausdauer, Kräftigung Stabilisierung mit Galileotraining, Wärme- und Kälteanwendungen: Fango, Kältepacks, Infrarotkabine, usw.; Schlingentisch, Atemübungen, Dehnungen verkürzter Muskulatur; Wahrnehmung, Haltungs- und Aufrichtungsschulung, Gangschule
- Sozialpädagogik: Beratung hinsichtlich möglicher sozialrechtlicher Ansprüche
- Entspannungstherapie
Gruppenangebote
Terminvereinbarung:
Eine primäre Abklärung möglicher somatischer Ursachen von chronischen Schmerzen wie z.B. Gelenkschmerzen kann in den ärztlichen Ambulanzen, z.B. in der kinderrheumatologischen Ambulanz, im Kinderkrankenhaus St. Marien erfolgen. Termine können dafür unter der Telefonnr. 0871 / 852 – 1287 vereinbart werden. Sie benötigen dafür einen Überweisungsschein vom Kinder- oder Hausarzt.
Sollte keine organische Ursache gefunden werden und / oder die weitere Betreuung im SPZ empfohlen werden, können dort Termine unter der Telefonnr. 0871 / 852 – 1325 vereinbart werden. Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch mit körperlicher Untersuchung von einem spezialisiertem Team aus Ärztinnen und Ärzten, Physiotherapeutinnen, Ergotherapeutinnen und Psychologinnen. Gemeinsam mit Patienten und Eltern wird anschließend entschieden, welche weiteren Schritte zur Diagnose und Therapie notwendig sind.
Für die Vorstellung im SPZ ist ein Überweisungsschein vom Kinderarzt notwendig.