Was ist Musiktherapie ?

  • Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Klang und Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit.
  • Der Begriff „Musiktherapie“ ist eine summarische Bezeichnung für unterschiedliche musiktherapeutische Konzeptionen, die ihrem Wesen nach als psychotherapeutische zu charakterisieren sind
  • Musiktherapeutische Methoden folgen gleichberechtigt tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutisch-lerntheoretischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich-humanistischen Ansätzen. Im SPZ Landshut orientiert sich die Musiktherapie an ganzheitlich-humanistischem Ansatz.
  • weiterführende Information zur Geschichte der Musiktherapie, zum heutigen Stand von Forschung und Lehre der Wissenschaftsdisziplin Musiktherapie und zu Arbeitsfeldern der Musiktherapie finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Musiktherapie

In welcher Form wird Musiktherapie am SPZ-Landshut angeboten?

  • Einzeltherapie mit Kindern und Jugendlichen die in ihrem sprachlichen oder emotional-kommunikativen Ausdrucksverhalten und in ihrer Beziehungsgestaltung deutlich eingeschränkt sind
  • Gruppentherapie für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlicher Indikation und Zielsetzung (Förderung der Selbstwahrnehmung, der Kommunikationsfähigkeit, der Impulskontrolle, Persönlichkeitsentwicklung und Förderung sozialer Kompetenzen)

Wer macht am SPZ Musiktherapie?

Bettina Krümmel
Bettina Krümmel
akad.gepr. Musiktherapeutin (Musikhochschule Wien) Musikpädagogin (Konservatorium Augsburg) Kinderpsychotherapeutin (GWG),
Trauerbegleiterin

Was geschieht in einer Musiktherapie?

  • Was in einer Musiktherapie tatsächlich gemacht wird ist sehr unterschiedlich, da sehr individuell die speziellen Möglichkeiten der Musik für die jeweils unterschiedlichen therapeutischen Zielsetzungen und Ansatzpunkte ausgenützt werden.
  • Im Musiktherapieraum befindet sich ein reichhaltiges Angebot verschiedener Instrumente. Instrumente zum Zupfen zum Schlagen, zum Blasen, bekannte Instrumente wie Klavier oder Xylophone aber auch unbekannte wie die Kantele oder eine Monochordschaukel. Instrumente aus anderen Kulturkreisen oder farbige Plastikröhren, die unterschiedlich klingen.
  • Singen: Situationslieder können ein Mittel sein um eine bestimmte Beziehungserfahrung oder ein bestimmtes Gefühl tiefer zu erleben / Bekannte Kinderlieder können ein Anreiz sein in Aktion zu gehen / Begrüßungs- und Abschiedslieder können als Ritual Sicherheit geben …
  • Erforschen: Die Tätigkeit aus den verschiedenen Instrumenten Töne zu locken entspricht einer explorativen Haltung, ein Sich-nach-Außen-Wenden zu einem Gegenstand, der selbst keine Person ist aber sehr leicht als Brücke zu einer Person dienen kann.
  • Improvisieren: das freie Spiel mit Instrumenten ist das Hauptaktionsfeld der Musiktherapie. Hier kann Begegnung entstehen auf einer vorsprachlichen Ebene. Es können Gefühle erlebt und ausgedrückt und mit dem Gegenüber geteilt werden.
  • Improvisieren in der Gruppe: Regeln gemeinsam festlegen, sich in Strukturen einfügen, gemeinsam einen Groove schaffen und Spaß haben, sich in Tutti-Solo Strukturen als Gruppenmitglied oder als sich abhebende Einzelperson erleben
  • Musik Hören: als Entspannungsangebot, als Übung in innere Bilder zu kommen, die anschließend bearbeitet werden, Für Jugendliche hat ihre eigene Musik und haben die dazugehörigen Idole einen wichtigen Stellenwert. Diese in die Gruppe zu hören eröffnet ein Feld für Selbstdarstellung und Identitätsentwicklung.
  • Gespräch: Bei der Arbeit mit sprechenden Kindern oder Jugendlichen und in der Gruppenarbeit ist die Reflexion der gemachten Erfahrungen ein großes Übungsfeld Gefühle und Beziehungsaspekte wahrzunehmen und zu benennen.

Musiktherapie und Autismus

Bei Menschen, denen die sprachliche Kommunikation erschwert oder nicht möglich ist, bei Menschen mit reduzierter Verbalisierungsfähigkeit und bei autistischen und mutistischen Menschen kann die Musiktherapie sich als besonders hilfreich erweisen.

Viele Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten im sprachlichen Bereich sowie in allgemeinen Kommunikationsformen. In der Musiktherapie kann ohne Worte ein Kontakt entstehen – ein vorsprachlicher, musikalischer Dialog – der nicht in die übliche Sprache übersetzbar ist, doch aber klaren kommunikativen Inhalt hat und eine Beziehung zwischen Menschen entstehen lässt und diese bereichert.

Durch Musiktherapie ist es möglich, auch zu sehr verschlossenen, nicht mit ihrer Umwelt kommunizierenden Kindern einen Zugang zu finden und einen Weg zu Beziehung und Kommunikation zu eröffnen. Im Rhythmus oder in Ritualen und Wiederholungen zeigt die Musiktherapie Strukturen, die Ordnung in das Chaos bringen, das Menschen mit Autismus erleben. Es entsteht eine größere Sicherheit in Zeit und Raum, so dass das Kind sich zwischen den Ereignissen und Handlungen, die um es herum, mit und in ihm geschieht, nicht mehr so verloren fühlt und in der Musik ein Mittel für Ausdruck und Unterstützung finden kann.

Wie kommt das Kind zu einer Musiktherapie?

Wie bei allen therapeutischen Angeboten im SPZ steht am Anfang die Überweisung durch den Kinderarzt und dann die interdisziplinäre Diagnostik am SPZ und Zusammenschau der Förder- und Behandlungsmaßnahmen im Umfeld des Kindes und der Familie.

Eine Indikation zur Musiktherapie ergibt sich neben der Diagnose, vor allem aus der psychisch-emotionalen Befindlichkeit, den Kommunikationsmöglichkeiten und der Introspektionsfähigkeit des jeweiligen Kindes. Behandlungsansätze und Behandlungsziele der Musiktherapie werden jeweils individuell mit allen Beteiligten festgelegt.

Erhält ein Kind im SPZ Musiktherapie finden in regelmäßigen Abständen Besprechungen im behandelnden Kleinteam und Wiedervorstellungen beim Kinderarzt des SPZ statt, in denen die Indikation, Therapienotwendigkeit und weitere Behandlungsplanung überdacht wird. Der überweisende Kinderarzt erhält halbjährlich kurze Zwischenberichte.